Werner Weimar-Mazur – atomdichter und zungenbecken (canto verbano)

zog hallgrím an den gletscher
und log gedichte
über die geburt der basalte
reiste ugla die henne
im gepäcknetz vom nordland nach reykjavík
kam unter die räder eines straßenkreuzers
und verlor ihr leben
da weinte das wollgras

wir lagen im gletscherbett
an seinem grund schlief der see
die berge ringsum
waren nunatakker
die inseln geschliffen
geschleifte drumlins
trieben wie boote dahin

ich ertastete deinen finerokörper
grünes gestein
das sich geschält hatte aus seinem erdmantel
trug ich stimmen in die wälder
schürfte sich seine haut wund an der erdkruste

lief die schwarze katze von links ins bild
konnte das gedicht gelingen

erweiterte ich meine sammlung um eine muschelschale
legte sie zwischen das pfennigstück
und das welkgepresste
blatt eines bergahorns

wog hallgrím das gewicht des mittelatlantischen rückens

(aus: Werner Weimar-Mazur: heimwehe. gesänge. Edition Offenes Feld (Hrsg. Jürgen Brôcan), Dortmund, 2022)


Jede Menge Lyrik, Prosa und mehr von Werner Weimar-Mazur findet ihr auf seiner Homepage: weimar-mazur.de

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