Schon seit Tagen stülpte sich die Hitze über die Stadt wie eine Käseglocke. Die stickige, feuchte Luft klebte an der jungen Frau wie eine zweite Haut. Sie hatte das Gefühl, in dieser Wärme zu zerfließen wie eine Wachskerze. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn und ihre Haare kringelten sich in der Feuchtigkeit. Sie hasste es, wenn ihre Haare sich lockten! Trotzdem sie ihre Haare in einem Pferdeschwanz nach oben gebunden hatte, schwitzte sie so stark, dass der Schweiß ihr in kleinen Rinnsalen den Nacken hinunterfloss und den oberen Rand ihres Tops tränkte.
Die junge Frau saß in dem kleinen Café außerhalb des Einkaufszentrums auf der Terrasse mit Blick auf den kleinen Park. Sie hatte gehofft, dass hier oben vielleicht ein kleiner Windhauch zu spüren wäre, der die schwüle Hitze etwas erträglicher machte. Stattdessen hatte sie das Gefühl gegen eine Wand aus wabernder Wärme anzuatmen. Es fiel ihr schwer, die heiße Luft in ihre Lungen zu saugen.
Sie beobachtete die beleibte Frau ein Tischchen weiter, die, leicht vornübergebeugt, auf ihren Kaffee pustete. Interessiert sah sie zu, wie ein besonders schwerer Schweißtropfen auf der Oberlippe der Beobachteten hing. Gleich tropft er in den Kaffee, dachte sie, gleichermaßen angeekelt wie fasziniert. Mit jedem Wölben der Lippe, mit jedem erneuten Pusten, zitterte der Tropfen und bebte, doch die Oberflächenspannung hielt erstaunlich lange, bevor er sich von der Haut der Dame löste und in den Kaffee plumpste, wo er sich mit der Milch, die sich in der Hitze nicht richtig hatte schäumen lassen, vermischte, und seine Existenz als eigenständiger Schweißtropfen aufgab. Ein Schaudern überlief die junge Frau, dessen sie sich nicht erwehren konnte.
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