Ein oberflächlicher Betrachter könnte glauben, dass Lily lernt, so tief hat sie den Kopf über ein dickes Buch gebeugt, doch an der Art wie sie die Lippen bewegt sehe ich, dass sie wieder einmal in irgendeiner Geschichte versunken ist.
„Lily.“ Ich klopfe mit der Hand auf das Buch. „Schläfst du?“
„Nein“, sagt Lily und zieht das Wort in die Länge. Na-hain.
„Aber du lernst auch nicht“, stelle ich fest, und Lily zuckt die Schultern, verneint diese Feststellung aber nicht. „Was machst du dann?“, frage ich.
„Ich schreibe“, sagt sie.
„Du hast keinen Stift und kein Papier“, erinnere ich sie.
„Wozu auch?“, fragt Lily. „Die ganz großen Dramen entstehen erst einmal im Kopf.“
