Schlagwort-Archive: Sigune Schnabel

Sigune Schnabel – Tagesanbruch

In der Stille trage ich das Wort offen.
Wir hoffen auf Schnee, weil er leiser fällt
und Versprechen hält: zwischen Daumen
und Zeigefinger so groß wie die Nacht.

Du hast mir den Tag gebracht
auf dem Satztablett. Er brach an
dem hölzernen Sprachrohr
und fror mir die Lippen starr.
Verharren willst du: in Atemzügen
auf Weichen, vom Winter gestellt.


Lyrik, Prosa sowie weitere Informationen über Sigune Schnabel findet ihr u. a. auf ihrer Homepage sowie auf ihrem KeinVerlag-Autorprofil: unangepasste.

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3 Gewinner des “Hildesheimer Literatur-Wettbewerb 2022”

Von den 753 eingesendeten Beiträgen hatten es 25 ins Finale des Hildesheimer Literatur-Wettbewerb 2022 mit dem Thema “Über Wasser – Über Erde – Über Uns” geschafft. Und 3 der 6 Preise gehen nun an LyrikerInnen, die wir euch hier auf den 16 Seiten bereits präsentieren durften, was uns extrem freut, da wir sie alle sehr schätzen und ihre Werke lieben!

Den Hauptpreis teilen sich in diesem Jahr Philipp Létranger und Sigune Schnabel mit ihren Gedichten „Brache“ bzw. „Dialog“. Bei der dritten Person im Bunde handelt es sich um Christa Issinger, die mit ihrem Gedicht “Erbarmen” den Hauptpreis International gewinnt!

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Sigune Schnabel – Sprache, dieses dünne Land

Das Meer ist meiner Fährte gefolgt
mit Zungen, die erschüttern,
und ich: ein Tier,
das aus der Sprache fällt
in luftgetränkte Welten.

Du stellst dich Wort für Wort
auf Deich und Wege.
Ich greife nur gelegentlich ein Stück.
Mal bist du Wind,
mal Schnee,
mal nur in meinem Kopf,
dem engen.
Um Längen bist du mir voraus.
Ich trinke die Erinnerung
und sinke in das Salz
der Wellen.


Lyrik, Prosa sowie weitere Informationen über Sigune Schnabel findet ihr u. a. auf ihrer Homepage sowie auf ihrem KeinVerlag-Autorprofil: unangepasste.

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Sigune Schnabel – Kälte

Deine Sprache bereitet sich
auf den Winter vor.
Trocken hängen Worte
in der Luft,
dass ihre Silben
nicht gefrieren,
wenn der Nachtfrost kommt.

Noch einmal lege ich
auf deine Schulterblätter
die Hände,
gerötet vom Herbst.

Schon bald verfangen sich
die Laute
in der Landschaft
wie Schnee.


Sigune Schnabel ist eine mehrfach preisgekrönte Lyrikerin. Ihr aktueller Gedichtband “Auf Zimmer drei liegt die Sehnsucht” erschien Anfang Mai. Davor erschienen bereits die Bände “Apfeltage regnen” (2017) und “Spuren vergessener Zweige” (2019).

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Sigune Schnabel - Im Blau der Stille

Sigune Schnabel – Im Blau der Stille

Unter schwarzem Himmel
gehen wir über Felder,
barfuß.

Wir vergessen,
wie neben uns die Jahre sterben.

Aus deiner Hand wächst
blauer Mohn
bis zu meinem Schulterblatt hinauf,
so weit,
dass er bald alle Worte überrankt,

und Blätter fallen
von der Sprache.


Übrigens ist Sigune Schnabels neuer Gedichtband “Auf Zimmer drei liegt die Sehnsucht” Anfang Mai erschienen. Die Texte sind traurig, nachdenklich, (sprach)intensiv und stets wunderschön! Es lohnt sich!

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