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Werner Weimar-Mazur – gesang eins

auf einmal wurde die landschaft hügelig
buckelwale duckten ihre rücken im gras
alle halme bewegten sich im gleichklang
die musik musste von fernher kommen
hinter dem gebirge wechselte der himmel seine farben
Şirin sang
von der küstenebene drang kriegsgeschrei heran
die wale erstarrten im abendlicht
so dass ihre körper aussahen wie gebrannter ton
selbst der himmel erinnerte an irdenes
steinzeug
ich lief schneller
auf einmal hörte ich ein schnauben und toben
die buckelwale hatten sich aufgerichtet
und flohen in die dunkelheit der nahenden nacht
Şirin sang weiter
das kriegsgeschrei näherte sich
entfernte sich wieder
und verstummte im letzten ton des lieds

dann hörte ich nur noch deinen atem


Jede Menge Lyrik, Prosa und mehr von Werner Weimar-Mazur findet ihr auf seiner Homepage: weimar-mazur.de

Werner Weimar-Mazur – nocturne

wer mich kannte wusste
dass ich gedichte vom himmel herunterlog
in ihnen schwimmen fische durch leuchtreklamen
steigen über den schildern luft- und sprechblasen auf
in die lichtglocke über der stadt
werden stimmen beschworen
urtümliche laute aus u-bahnschächten
mischen sich mit dem rascheln der lindenblätter
vom warschauer platz vom czernowitzer platz
vom donauufer in budapest und vom schwarzmeer bei odessa

wer mich kannte wusste
dass in meinen vom himmel heruntergelogenen gedichten
am horizont schneeberge aufragen
über die singschwäne in ferne geschichten ziehen
die an orten wie teheran und kabul spielen
wo mädchen am straßenrand stehen
burschen bei reiterspielen zuwinken
und später dann weinen
wenn die toten körper der burschen
auf lastwagen in die stadt zurückkehren

wer mich kannte wusste
dass selbst das blau am himmel lüge ist
in ihm spiegeln sich die augen von geckos
die an hauswänden hocken auf das ende der zeit warten
und von menschen beobachtet werden die glauben
sie brächten ihnen glück
weshalb die augen der menschen dann blau wie der himmel
leuchten

ich bog um die nächste straßenecke
sah fische und hörte singschwäne
und die nacht und die lügen nahmen kein ende


Jede Menge Lyrik, Prosa und mehr von Werner Weimar-Mazur findet ihr auf seiner Homepage: weimar-mazur.de

16 Fragen an Werner Weimar-Mazur

16 Fragen an Werner Weimar-Mazur

Wir freuen uns, euch erneut jemand Neues auf den 16 Seiten vorstellen und wie immer erfolgt das anhand einer kleinen Selbstvorstellung und der 16 Fragen.

Viel Spaß beim Kennenlernen von Werner Weimar-Mazur:

Ich heiße Werner Weimar-Mazur, wurde 1955 in Weimar geboren (daher für literarische Veröffentlichungen der Namenszusatz „Weimar“ zum bürgerlichen Namen „Mazur“), bin in Karlsruhe aufgewachsen und lebe in Waldkirch im Elztal in der Nähe von Freiburg i. B.

Ich bin gelernter Geologe (Studium der Geologie 1974-1982 in Karlsruhe mit Abschluss Diplom) und habe bis zum Jahresende 2021 als Ingenieurgeologe an verschiedenen Ingenieurbüros in Deutschland und der Schweiz in den Bereichen Altlasten, Grundwasser und Geotechnik/Baugrund gearbeitet.

Ich schreibe seit etwa 1970 literarisch, hauptsächlich Gedichte, und veröffentliche seit 1995. Es gibt inzwischen vier Gedichtbände von mir: 1995 „Tauch ein – Gedichte 1970-1994“, 2012 „hautsterben“, 2016 „herzecho.lyrische sonogramme“ und zuletzt 2022 „heimwehe“. Daneben gibt es zahlreiche Veröffentlichungen in literarischen Zeitschriften und Anthologien. Für 2023 ist ein weiterer Gedichtband in Vorbereitung.

Bei KeinVerlag.de bin ich seit 2005 ununterbrochen aber unter verschiedenen Namen dabei. Ich war auch mehrere Jahre Mitglied im Verein KeinVerlag e. V. und über Jahre im dessen Auswahl-Team „Jungautor:in des Monats“.

Mehr zu meiner Person und den Veröffentlichungen findet Ihr auf meiner Homepage www.weimar-mazur.de

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