von Alina Becker
Er ist wieder da. Aus den unendlichen Bücherhallen in der Heiligen Stadt Köln auf direktem Wege weiß gewandet ins ebenso weiße Paradies, das furchtbar langweilig wäre, gäbe es da nicht die Möglichkeit „schlechte, missratene, ja vollkommene (sic!) miserable Bücher“[1] zu analysieren und zu verreißen. Was auf den ersten Blick wie ein Upgrade wirken mag, ist nichts weiter als der neueste, umstrittene Streich des SWR und des vor allem als Literaturkritiker bekannten Denis Scheck: Schecks Anti-Kanon.
Das Format ist kurz erklärt: Scheck, in optischer Anlehnung an Morgan Freemans Gott-Interpretation in Bruce Allmächtig, thront in einem weißen Studio vor vollen Bücherregalen mit nach hinten gedrehten Buchrücken und mokiert sich drei bis sechs Minuten lang in gewohnter Druckfrisch-Manier über ein literarisches Elaborat seiner Wahl. Zum Abschluss dann der Fingerzeig Gottes und ein Lichtblitz, der das geschmähte Werk nicht nur in Flammen aufgehen lässt, sondern gleich vaporisiert. Fahrenheit 451 plus. Die Auswahl der Werke: bestenfalls mäßig interessant.
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