Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
Die Zeit kehrt zurück in die Schale.
(Paul Celan, Corona, in: Mohn und Gedächtnis, Gedichte, Stuttgart, 1952)
es tut gut
nach einem todeszyklus wieder ein gedicht
über das leben zu schreiben
zehn gedichte über die zehntägige reise eines leichnams in einem fluss
über eine strecke von zehn kilometern
vom pont mirabeau nach courbevoie
und zehn tage später weiter nach thiais
sind zu viel
der erste tag im toten winkel
der erste kilometer
ist der schwerste
der tod zählt nicht rückwärts nicht vorwärts
alles sterben geschieht gleichzeitig
in diesen fluss passt kein langgedicht
kein blick nach einem fisch
keine hand die den aal fängt
der sich windet mit dem fluss
streift deine stimme das wasser
dieser fluss fließt
von der mündung zur quelle
ein nebenfluss nur
der endet
an seiner quelle
deinem meer
(aus: Werner Weimar-Mazur: vivisektionen. Gedichte. Edition Offenes Feld (Hrsg. Jürgen Brôcan), Dortmund, 2022)
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