Wir freuen uns, euch erneut jemand Neues auf den 16 Seiten vorstellen und wie immer erfolgt das anhand einer kleinen Selbstvorstellung und der 16 Fragen.
Viel Spaß beim Kennenlernen von Helmut Blepp:

Geboren 1959 in Mannheim, Studium Germanistik und Politische Wissenschaften, bis 2024 selbständig als Trainer und Berater für arbeitsrechtliche Fragen, jetzt im Ruhestand; lebt in Lampertheim an der hessischen Bergstraße.
Vier Gedichtbände; zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Anthologien, zuletzt in etcetera, erostepost, neolith, experimenta, &radieschen, Dichtungsring, Wortschau, Schreibkraft, Drecksack, mosaik, DUM, Signum, Reibeisen, Orte, Mein heimliches Auge, Denkbilder, Konkursbuch.
16 Fragen an Helmut Blepp
- Wann stehen Sie morgens auf, wann gehen Sie abends schlafen?
Wenn ich nicht muss, stehe ich kaum vor neun Uhr auf und gehe selten vor Mitternacht ins Bett. - Wenn Sie eine Zeitung aufschlagen, lesen Sie zuerst den Sportteil oder das Feuilleton?
Weder noch. Ich beginne vorne, überfliege die Überschriften und wähle aus, was mich interessiert. - „Wirklich anspruchsvollen Menschen ist Glück gleichgültig, vor allem das der anderen.“ (Bertrand Russel) Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
Glück mag ein Ziel sein, eignet sich aber nicht als Ankunftsort. Das Leben ist stets im Fluss. Wenn wir also einen Glückszustand erreichen – was kommt danach? Und was ist er schon wert, wenn wir ihn nicht teilen? - Welche Genüsse gönnen Sie sich im Alltag? Welche sind für Sie besonders?
Ein Lächeln meiner Frau, ein anrührendes Gedicht, ein Glas Wein am Abend (oder zwei). - Welches Buch/Album haben Sie zuletzt gelesen/gehört, wie hat es Ihnen gefallen?
Tanz der Toten – Todestanz. Der monumentale Totentanz im deutschsprachigen Raum. Ich befasse mich seit einiger Zeit mit dem Phänomen des Totentanzes und seiner Darstellungskraft als Memento Mori. Der Katalog des Museums für Sepulkralkultur bietet einen Überblick über die Entwicklung dieses künstlerischen Konzepts vom Mittelalter bis in die Gegenwart sowie seine vielfältigen Darstellungsformen. Ich habe begonnen, Gedichte zu einem „neuen Totentanz“ zu schreiben und tausche mich derzeit mit einem interessierten Künstler aus, der korrespondierende Grafiken erstellt. Wir hoffen, für dieses gemeinsame Text-Bild-Projekt einen geeigneten Verleger zu finden, obwohl das Thema schon sehr speziell ist. - Wer oder was inspiriert Sie und weshalb?
Alles, was meine Aufmerksamkeit erregt und meine Gedanken in Fluss bringt. Dabei neige ich eher zur Verarbeitung negativer Eindrücke. Das liegt wohl in meinem Wesen. - Wie wichtig finden Sie Kontakte zu anderen Künstlern?
Dieses Interesse erlahmt nie, seien es nun Künstler, deren Arbeit ich besonders schätze oder solche, zu deren Werk ich nur schwer Zugang finde. Mich reizen die Gemeinsamkeiten mit anderen genauso, wie die inhaltlichen Gegensätze oder die unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen. - Wie würden Sie Ihren typischen künstlerischen Schaffensprozess beschreiben?
Oft spontan. Ich folge einem Bild, einem Wort, beginne zu schreiben und genieße das Abenteuer, zu erleben, wohin mich das führt. Ich schreibe viel und verwerfe viel. Auch mit Texten, die vermeintlich „fertig“ sind, befasse ich mich immer wieder mal, nehme Änderungen vor oder schreibe sie gar um, bis ein neuer Text daraus entsteht. - Wie viel Zeit wenden Sie täglich für Ihre Kunst auf?
Ich „arbeite“ etwa vier bis fünf Stunden am Tag, wobei ich Lektüre, Korrespondenz und Recherche einrechne - Wie gehen Sie mit Schaffenskrisen um?
Die habe ich glücklicherweise bislang noch nicht erlebt. - Verfolgen Sie klare Ziele in Ihrer Kunst?
Seit ich angefangen habe, zu schreiben (und das ich nun schon länger als fünfzig Jahre her), wollte ich die Ergebnisse teilen bzw. veröffentlichen. Deshalb habe ich mich immer bemüht, verständliche Texte zu schreiben, sei der Inhalt nun eher eine persönliche Reflexion oder doch von gesellschaftlicher oder politischer Relevanz. Da mag einigen Lesern mitunter die lyrische Note zu kurz kommen und die poetischen Stilmittel nicht ausgereizt werden. Aber wenn ich das Bedürfnis habe, etwas mitzuteilen, warum soll ich dann den Zugang dazu erschweren? - Beschäftigen Sie sich mit Ihrem eigenen Tod?
Natürlich begleitet mich (wie alle) der Tod ein Leben lang, weil ich um meine Sterblichkeit weiß. Deshalb finden sich in meinen Texten oft Auseinandersetzungen mit Formen der Vergänglichkeit, auch wenn es nicht immer vordergründig um den Tod geht. Man nennt ihn ja auch Freund Hein. Und vielleicht sollte man sich tatsächlich eher mit ihm anfreunden, als sein Leben in Furcht vor ihm zu verbringen. Ein Projekt wie der Totentanz (siehe Frage 5) ist wohl eine solche Annäherung. - Woran glauben Sie und warum (nicht)?
Ich bin nicht religiös und folge auch keiner anderen Lehre, sei sie philosophisch oder politisch geprägt. Und ich fühle mich sehr wohl ohne solchen Überbau. - Wann haben Sie sich das letzte Mal geschämt und warum?
Ich bin ziemlich schamfrei. Wenn überhaupt, befällt mich mitunter das Fremdschämen angesichts der Dummheit, deren Auswirkungen zunehmend unser Leben prägen. - Wie wichtig sind Ihnen Manieren im Alltag?
Ich schätze spontane und begeisterungsfähige Menschen, die neugierig auf andere sind, die ihnen begegnen, aber (vor-)laute übergriffige Selbstdarsteller empfinde ich als unhöflich und anstrengend. - Welche Ihre Eigenschaften sind Ihnen am wichtigsten?
Empathie, Loyalität, Neugier.
Vielen Dank für die Beantwortung der 16 Fragen, Helmut Blepp!
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