I. J. Melodia ist KeinVerlag-Autor, regelmäßiger Teilnehmer der ZUSAMMEN/KUNST! und unser sechster Kandidat für die 16 Fragen. Über sich selbst schreibt er:
“Ich bin 1985 in Padua (Italien) geboren und wuchs in Padua, später im Schwarzwald auf. Seit 2008 lebe ich in Freiburg (Breisgau). Nach meinem Studium der Sinologie und Geschichte, wirke ich nun mehr in kunstschaffenden Bereichen.
Gedichte schreibe ich seit 2002 und seit 2005 bin ich auf der Autorenplattform KeinVerlag.de unter dem Namen “Melodia” vertreten. Mittlerweile bin ich auch Vereins- und Vorstandsmitglied bei KeinVerlag e.V. sowie Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift 16 Seiten. In diesem Rahmen helfe ich auch bei der Organisation des Kulturfestivals ZUSAMMEN/KUNST!”
16 Fragen an I. J. Melodia
Herr Melodia, wann stehen Sie morgens auf, wann gehen Sie abends schlafen?
Immer unterschiedlich, je nachdem, was der Tag bzw. der Abend mit sich bringt. Generell aber morgens zu früh und abends — eher nachts — zu spät.
Wenn Sie eine Zeitung aufschlagen, lesen Sie zuerst den Sportteil oder das Feuilleton?
Falls ich mal eine Zeitung aufschlagen sollte, dann auf der Suche nach dem Kreuzworträtsel. Meiner Meinung nach tut man damit mehr für die eigene Allgemeinbildung.
“Wirklich anspruchsvollen Menschen ist Glück gleichgültig, vor allem das der anderen.” (Bertrand Russell) Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
Da es viele verschiedene Auslegung und Definitionen von Glück gibt, die jeder individuell für sich wählt bzw. bestimmt, finde ich es schwer hierzu eine allgemeingültige Aussage zu treffen. Allerdings finde ich die Aussage etwas du fatalistisch, sie klingt mir zu sehr nach Gleichgültigkeit, was in meinen Augen selten gut ist.
Welche Genüsse gönnen Sie sich im Alltag? Welche sind für Sie besonders?
Hierzu kann ich mich nur selbst zitieren: Wer das Leben genießt, kann nichts falsch machen.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen, wie hat es Ihnen gefallen?
Zuletzt las ich „Moravagine“ von Blaise Cendrars, ein Buch über einen adligen Mörder und seinen Arzt, das die Zeit des Modernismus bis nach dem 1. Weltkrieg thematisiert. Leben und Tod. Gut und Böse. Sehr spannend, vor allem, wenn man sich mit der Geschichte des Autors auseinander setzt.
Momentan fange ich mit dem Buch „Libertalia“ von (mutmaßlich) Daniel Defoe an. Behandelt wird eine anarchistische Piratenkolonie auf Madagaskar Ende des 17. Jahrhunderts.
Wer oder was inspiriert Sie und weshalb?
Prinzipiell kann mich jeder und alles inspirieren. Manchmal reicht ein Wort, ein Bilddetail, ein Thema und mir kommen Ideen, wie man daraus Lyrik oder Prosa gestalten kann. Die Umsetzung ist meist schwerer als das Ideensammeln.
Wie wichtig finden Sie Kontakte zu anderen Künstlern?
Sehr wichtig. Wie eigentlich in fast jedem Beruf, ob man sich das nun eingesteht oder nicht. Ideen- und Informationsaustausch helfen einem weiter sich in seiner Kunst zu entwickeln.
Wie würden Sie Ihren typischen künstlerischen Schaffensprozess beschreiben?
Innerhalb kurzer Zeit Unmengen an Fragmenten, Sätze, Worte, Themen und Titel sammeln, die mir in irgendeiner Form adäquat vorkommen und dann erst mal an der Fülle verzweifeln, bis ich alles geordnet habe. Das Grundgerüst für einen Text ist dann schnell geschrieben. Daran weiter zu arbeiten und es zu vervollkommnen ist eine andere Geschichte.
Wie viel Zeit wenden Sie täglich für Ihre Kunst auf?
Ich versuche; eher verzweifelt; jeden Tag mindestens 30 Minuten für das Schreiben aufzubringen. Meist sind es dann aber nach längerer Pause 2-3 Tage, an denen ich dann mehrere Stunden konzentriert an Texten arbeite.
Wie gehen Sie mit Schaffenskrisen um?
Mit Humor, Gelassenheit und dem Wissen, dass die Muse ein launisch Ding ist, aber am Ende immer wieder zurückkommt. Manchmal helfen auch die Genüsse.
Verfolgen Sie klare Ziele in Ihrer Kunst?
Wenn es ein klares Ziel ist, einen Text fertig zu schreiben, ja. Möchte ich im Idealfall irgendwann vom Schreiben leben können? Ja. Zwei Ziele mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten. Irgendwas dazwischen wäre für den Anfang nicht schlecht.
Beschäftigen Sie sich mit Ihrem eigenen Tod?
Hin und wieder ja. Aber es ist auch nicht der Tod, der einen beschäftigen sollte, sondern das Sterben.
Woran glauben Sie und warum (nicht)?
Ich glaube, als übergeordnete Begriffe, an die Liebe und den Verstand. Zwei Dinge, von denen man in letzter Zeit leider eher wenig mitbekommt.
Wann haben Sie sich das letzte Mal geschämt und wofür?
Es mögen ein, zwei kurz peinlich berührte Momente dagewesen sein, weil ich mal wieder in ein Fettnäpfchen getreten bin, aber wann ich mich das letzte Mal meiner selbst geschämt habe, weiß ich nicht mehr. Allerdings schäme ich mich als Mensch u.a. für das aktuelle politische Geschehen.
Wie wichtig sind Ihnen Manieren im Alltag?
Ich finde, Manieren gehören ganz selbstverständlich dazu. Ein Danke oder Bitte hat noch niemanden zu viel abverlangt und höfliches Lächeln kann einem den Tag erhellen. Aufrichtig freundlich sein, von rabenschwarzen Tagen vielleicht abgesehen, ist nicht schwer und macht den Alltag für alle Beteiligten einfacher.
Welche Ihrer Eigenschaften sind Ihnen am wichtigsten?
Das kommt auf den Zusammenhang und die Wahrscheinlichkeit an. Von einem Politiker würde ich mir Ehrlichkeit und Selbstlosigkeit wünschen, aber wir wissen, dass das eine geradezu utopische Vorstellung ist. Prinzipiell aber natürlich die Klassiker, wobei die auch jeder wieder individuell auslegen mag.
Vielen Dank für die Beantwortung der 16 Fragen, Herr Melodia!
Ausgewählte Veröffentlichungen von I. J. Melodia
- I. J. Melodia bei KeinVerlag.de: www.keinverlag.de/melodia.kv
- Diverse Anthologie- und Zeitschriftenbeiträge, z.B. die Gedichte “Zikadenhaut” in der “IGdA-aktuell. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik” (2/2016) sowie “Belladonna” in der Anthologie „wilde rosen“ des Sperling-Verlags (2017).
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