Wir freuen uns, euch erneut jemand Neues auf den 16 Seiten vorstellen und wie immer erfolgt das anhand einer kleinen Selbstvorstellung und der 16 Fragen.
Viel Spaß beim Kennenlernen von Andrea Tillmanns:

Geboren in Grevenbroich, lebt in Ostwestfalen-Lippe und arbeitet hauptberuflich als Hochschullehrerin. Sie schreibt seit vielen Jahren Gedichte, Kurzgeschichten und Romane in den verschiedensten Genres. Weitere Informationen, Links zu bisherigen und aktuellen Veröffentlichungen sind auf ihrer Website www.andreatillmanns.de zu finden.
16 Fragen an Andrea Tillmanns
- Wann stehen Sie morgens auf, wann gehen Sie abends schlafen?
Ich stehe normalerweise um halb acht auf und gehe gegen 23 Uhr schlafen, lese dann aber noch ein bisschen, bis die Müdigkeit zuschlägt. - Wenn Sie eine Zeitung aufschlagen, lesen Sie zuerst den Sportteil oder das Feuilleton?
Den Lokalteil. - „Wirklich anspruchsvollen Menschen ist Glück gleichgültig, vor allem das der anderen.“ (Bertrand Russel) Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
Dann bin ich offensichtlich nicht anspruchsvoll. Ich versuche, die Menschen um mich herum zumindest ein kleines bisschen glücklicher zu machen, als sie es ohne mich wären. Und ich glaube, das ist am einfachsten, wenn ich selbst auch zufrieden und manchmal sogar glücklich bin. - Welche Genüsse gönnen Sie sich im Alltag? Welche sind für Sie besonders?
Schokolade gehört eher zu meinen Grundnahrungsmitteln … Genüsse haben eher mit Zeit für mich zu tun: lange Spaziergänge bei schönem Wetter, von morgens bis abends lesen, lange schwimmen gehen … und diese Zeiten sind auch tatsächlich besonders, da mein Hauptberuf mir wenig Zeit für anderes lässt. - Welches Buch/Album haben Sie zuletzt gelesen/gehört, wie hat es Ihnen gefallen?
Ich habe gerade „Auf Blättern“ von Eleonore Hillebrand gelesen – wunderbare Gedichte, bei einigen habe ich mir beim Lesen gewünscht, das Gedicht sei von mir. Bei manchen glaube ich, noch nicht die vollständige Bedeutung erfasst zu haben, daher werde ich das Buch mit Sicherheit demnächst noch einmal lesen. - Wer oder was inspiriert Sie und weshalb?
Das ist sehr unterschiedlich – manchmal genügen einzelne Worte, kurze Beobachtungen, vielleicht auch Zeitungsmeldungen … Manchmal lese ich aber auch eine Ausschreibung zu einer Anthologie o. ä. und habe direkt passende Szenen oder Sätze im Kopf. - Wie wichtig finden Sie Kontakte zu anderen Künstlern?
Ich war früher in mehreren Autorengruppen, die ich sehr unterschiedlich wahrgenommen habe – mit manchen Menschen versteht man sich einfach gut und kann sich gegenseitig unterstützen, bei anderen passt es weder menschlich noch literarisch. Ich bin immer sehr gerne zu Phantastik-Cons gefahren, um lauter andere verrückte Phantastik-Autor(inn)en zu treffen; auf anderen Buchmessen und ähnlichen Veranstaltungen habe ich mich auch schon völlig fehl am Platze gefühlt. Ich denke, Kontakte mit den „richtigen“ anderen Künstlern sind wichtig, aber wenn es nicht passt, ziehe ich mich lieber zurück. - Wie würden Sie Ihren typischen künstlerischen Schaffensprozess beschreiben?
Das ist sehr unterschiedlich – Gedichte entstehen häufig aus einem Wort, einer Phrase, manchmal einem Reim heraus, oft auf einem Blatt Papier, dass ich in der Hosentasche mit mir herumtrage, bis sich eine weitere Zeile ergibt, dann folgt irgendwann ein weiteres Blatt, und wenn das Gedicht sich fast fertig anfühlt, tippe ich es ab und beginne es zu überarbeiten. Kurzgeschichten und Erzählungen schreibe ich ausschließlich am Computer, da ich schneller tippen als handschriftlich schreiben und so besser dem Fluss der Geschichte folgen kann. Und bei Romanen versuche ich, jeden Tag mindestens eine Seite zu schreiben, da ich kein sonderlich geduldiger Mensch bin und ansonsten irgendwann die Neugier auf die weitere Handlung verliere. - Wie viel Zeit wenden Sie täglich für Ihre Kunst auf?
Das ist sehr unterschiedlich – an normalen Arbeitstagen bleibt abends meist kaum Zeit für Literatur, am Wochenende versuche ich mir zumindest jeweils einen halben Tag dafür freizuschaufeln. - Wie gehen Sie mit Schaffenskrisen um?
Ich habe keinen Zwang zu schreiben, daher empfinde ich es nicht als „Krise“, wenn mir nichts einfällt – dann schreibe ich eben nichts. Schwieriger ist es, wenn ich gerade eine Idee habe, die mich fesselt, und am liebsten die ganze Nacht durchschreiben würde, aber genau weiß, dass ich am nächsten Morgen wieder pünktlich zur Arbeit muss. - Verfolgen Sie klare Ziele in Ihrer Kunst?
Der Hauptgrund, weshalb eine Geschichte oder ein Gedicht entsteht, ist, dass die Idee einfach heraus und auf ein Blatt Papier fließen muss, sonst würde ich sie ununterbrochen im Kopf hin und her wälzen. Natürlich würde ich gerne meine Leser(innen) unterhalten, sie etwas glücklicher machen oder auch mal zum Nachdenken bringen, aber in erster Linie sind meine Texte Diskussionen mit mir selbst. - Beschäftigen Sie sich mit Ihrem eigenen Tod?
Die Tatsache, dass wir nicht unendlich lange leben werden, empfinde ich als Antrieb, wichtige Dinge nicht ewig vor mir her zu schieben. - Woran glauben Sie und warum (nicht)?
Als Wissenschaftlerin beschäftige ich mich in erster Linie mit Fakten und Theorien. Aber natürlich weiß ich auch, wie rapide sich Wissenschaft gerade in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten weiterentwickelt hat. Ich würde sagen – ich glaube an nichts, was nachweislich physikalisch unmöglich ist, aber das lässt natürlich immer noch ein weites Feld offen in all den Bereichen, die Menschen noch nicht erforscht haben. - Wann haben Sie sich das letzte Mal geschämt und warum?
Über diese Frage habe ich jetzt eine ganze Weile nachgedacht, ohne dass mir ein passendes Erlebnis eingefallen wäre. Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich mich unwohl fühle, wo ich im Nachhinein vielleicht glaube, falsch reagiert zu haben – aber das würde ich eher als Hinweis sehen, beim nächsten Mal genauer hinzuschauen, gründlicher alle Optionen zu prüfen. - Wie wichtig sind Ihnen Manieren im Alltag?
Wenn es darum geht, das Fischmesser zu erkennen, die Serviette richtig zu platzieren und korrekt gekleidet zu sein – who cares? Aber von Höflichkeit und Respekt halte ich selbstverständlich sehr viel. Dabei geht es ja nicht um steife, veraltete Umgangsformen, sondern um Rücksicht und Empathie, also um eine Geisteshaltung, die den Umgang mit anderen Menschen für beide Seiten angenehmer macht. - Welche Ihre Eigenschaften sind Ihnen am wichtigsten?
Vermutlich ist meine charakteristischste Eigenschaft, nett zu sein – zumindest zu den meisten Menschen. Das ist ziemlich langweilig und im Beruf oft hinderlich, aber ich bin längst zu alt, um mir noch Durchsetzungsstärke oder ähnliche praktische Eigenschaften anzugewöhnen. Also bleibe ich nett – zu den meisten Menschen und wohl auch in den meisten meiner Texte.
Vielen Dank für die Beantwortung der 16 Fragen, Andrea Tillmanns!
Mehr über Andrea Tillmanns und ihre Kunst gibt es auf ihrer Homepage.
Hier gelangt ihr zum Archiv der 16 Fragen mit allen bisher veröffentlichten Ausgaben.