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Lars Döring – An still verschwundenen Orten – Traumflimmern

Es war ein fahler, fast lichtloser Tag im September, als hielte jemand ein Stück Papier gegen die Sonne. Dunkle Wolkenfetzen kauerten eng beieinander und zogen eilig über den grauen Himmel hinweg, hier und da fielen ein paar erste Regentropfen, das Gewitter von anderswo kam näher. Der Sommer hatte in den vergangenen Tagen seine zarten Ranken noch einmal ausgestreckt und die Menschen vor ihre Häuser und in die Eisdielen und Freibäder gelockt, als wolle er Unordnung in den angebrochenen Herbstanfang bringen, der schon die ersten herabfallenden Blätter zeitigte. Auf das überraschende Hoch folgte allerdings ein umso betrüblicheres Tief: Der anschließende rasche Temperatursturz ließ die wiederbelebten Plätze erneut vereinsamen, die Gartenmöbel wurde eingeräumt und endgültig im Keller verstaut, die Markisen ein letztes Mal eingefahren. Man verharrte zu Hause, innerlich zerrissen, ob der Herbst nun ganz und gar einzöge, mit seinen stürmischen, regendurchschauerten Tagen und man Sommerkleid und Kurzarmhemd gegen Regenjacke und Pullover eintauschen müsse, oder ob die warme Jahreszeit ihr letztes Wort vielleicht noch nicht gesprochen hatte.

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Lars Döring – Wunderkind

Friedrich Spesmanns Geburt verlief derart reibungslos, dass seine Mutter erst die Wehen bekam, als sie ihren Sohn bereits in den Armen hielt. Die Finger bewegte er mit der Eleganz und Behändigkeit eines Kapellmeisters und in seinen entschlossenen Augen ließ er eine Gespanntheit des Verstandes aufblitzen, die sich unmittelbar auf seinen Körper übertrug. Er strampelte kaum mit den Beinen, vielmehr war es ein beherzter Gang, von dem er nicht erwarten konnte, ihn endlich in die Tat umzusetzen. Man hörte ihn nie schreien, stattdessen wirkte seine Stimme unaufdringlich und zurückhaltend, als entschuldige er sich im Vorfeld für die aufkommenden Unannehmlichkeiten, derer er sich durch seine Abhängigkeit von Mutter und Vater schämte. Er wurde nie wirklich älter, da er immer schon alt war, und geduldig wartete er auf den Tag, dass sein Leib in der Reife stand, die sein Geist längst besaß.

„Ihr Sohn“, verkündete der Arzt im Kreißsaal, „ist einzigartig. Ein solches Kind wird es weit bringen. Verschwenden Sie sein Talent nicht!“

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16 Fragen an Lars Döring

16 Fragen an Lars Döring

Wir freuen uns, euch erneut jemand Neues auf den 16 Seiten vorstellen und wie immer erfolgt das anhand einer kleinen Selbstvorstellung und der 16 Fragen.

Viel Spaß beim Kennenlernen von Lars Döring:

Lars Döring, geboren 1990 in Göttingen, studierte Soziologie in Bremen und Münster. Über Hamburg und Magdeburg hat es ihn nach Nürnberg verschlagen, wo er derzeit lebt und arbeitet. Das nach dem Studium entstandene Loch musste irgendwie gefüllt werden, das Schreiben lag da nahe. Seitdem hat er einige Kurzgeschichten verfasst, von denen eine im Dichtungsring veröffentlicht wurde. Derzeit schreibt er an einem historischen Roman, Erscheinungsdatum unbekannt.

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