Vergangen nicht, Verwandelt ist, Was war.

Es ist eine Ferne, die war, von der wir kommen.
Es ist eine Ferne, die sein wird, zu der wir gehen. – Johann Wolfgang von Goethe

Das neues Jahr der 16 Seiten beginnt leider mit traurigen Nachrichten.

Ein guter Freund und Autor, ein von Literatur und Fernweh getriebener Mensch, ist leider im Dezember verstorben.

Jörg Zschocke, als Betreiber des Café Poetenstube und Veranstalter mehrerer Lesungen, war er stets auf der Suche nach neuen, unbekannten Autoren und den damit verbundenen persönlichen Kontakt sowie kreativen Austausch untereinander.

Daher möchten wir ihm einige Gedichte widmen und wünschen ihm auch auf seiner letzten Reise ein großes Abenteuer.

Wir werden an dich denken.

verschwindendes
von Gabriele Pflug
 
ein heller handschuh im schnee
ein flüstern auf der schwelle des abschieds
in den fenstern ein stummes winken
 
was bleibt:
schwarz auf weiß
dein gebundes wort

ein tag endet
von Christa Issinger
 
und die nacht fröstelt
deinen namen
zu ende gesprochen
hast du das gedicht
 
auf der anderen straßenseite
blättert die zeit
worte auf das licht
und hinterlässt ein
schneeglitzern auf asphalt

gleiche gewichte
von Werner Weimar-Mazur

unter der schwerkraft der wörter weichen
selbst gebirge zurück
halten sich erdanziehung und gedanken die waage
ich werfe licht in die schalen
es trägt einen mantel aus blütenstaub
die schalen steigen

letzte reise
von Diana Jahr

weltenbummler, du
geschichtenerzähler
in siebenmeilenstiefeln
hast dich einfach
vom acker gemacht
was bleibt: spuren
aus denen wir lesen
worte in fugen
und du
weilst bei den sternen
und zwinkerst uns zu

Schneewehe
von I.J. Melodia

Ich fand dich jeden Morgen
neben einem Denkmal aus Worten
draußen in deinem Café sitzend

Du last in Gedichtbänden
im Kaffeesatz die Muster
geschriebener Stimmen heraus

Die Zeit zählte die Tage
zog mit den Kranichen
und du mit ihnen

Auf Stuhl und Tisch
legt sich Schnee

Heute blicke ich
den verwehten Schritten nach


Das letzte Wort hat Jörg selbst:

warten

lichter sammeln
von fallenden sternen
allein sein lernen

hinter bergrücken
wehmut zurücklassen
den himmel fest im blick

tiefe wasser
als fahrrinne wählen
in weite träume

die zeit ist lang
doch wenn du kommst
werde ich da sein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert