Philipp Schaab – Herbstlaub, Totholz

Von Blut sind weiße Westen rot befleckt,
Verschmutzte Fingerspitzen zitternd tasten,
Die Unschuld suchend, im Serviettenkasten.
Von Leichen sind die Straßen überdeckt,
Gehäuft wie Totholz nach dem Baumentasten.

So liegen sie in Massen kreuz und quer,
Gekrümmt wie Herbstlaub an Novembertagen,
Erschossen, abgestochen, totgeschlagen.
Vermummte mit Macheten und Gewehr,
Ersticken jedes Wimmern und Wehklagen.

An Stricken drehen Tote sich im Kreis,
Wie schwere Fahnen träge zu Paraden
Hoch an Laternen oder Balustraden,
Die Farben wechselnd, hin zu grau und weiß,
Erzittern sie vom Schlag der Kanonaden.

Aus einem Keller dringt ein Schrei heraus,
Versucht mit Aschewolken aufzusteigen,
Bricht plötzlich ab, fällt in ein Loch aus Schweigen,
Soldaten werfen einen Leib hinaus,
Dem Hunde hungrig ihre Zähne zeigen.

Die Raben aber ruhen friedlich satt.
Der Abend legt sich auf die Kriegsroutine,
Im sanften Klang der Glocken, Muezzine
Kühlt ab die kampfesschwüle Leichenstadt
Und irgendwo tritt wer auf eine Mine.

Gemächlich schleppt sich hin der Untergang,
Die Kommandeure, stolz wie Silberrücken,
Verschießen Kugelsalven voll Entzücken,
Sie sagen sich, der Krieg geht nicht mehr lang
Und flüchten hastig vor dem Schwarm der Mücken.


Lyrik, Prosa sowie weitere Informationen über Philipp Schaab findet ihr auf seiner Homepage: Gewitterdämmerung sowie auf seinem KeinVerlag-Autorprofil: HerrDerSchädel.

Wort der Woche #193

Bei unseren regelmäßigen Online-Teamsitzungen ist im Laufe der Zeit die Tradition entstanden, dass jemand aus der Runde ein seltenes, vergessenes und/oder nicht aus dem Deutschen stammendes Wort vorstellt. Die Anderen raten daraufhin, was der besagte Begriff bedeutet bzw. woher dieser stammt.

Diese Sammlung möchten wir euch nicht länger vorenthalten und präsentieren daher die Rubrik „Wort der Woche“!

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Wort der Woche #192

Bei unseren regelmäßigen Online-Teamsitzungen ist im Laufe der Zeit die Tradition entstanden, dass jemand aus der Runde ein seltenes, vergessenes und/oder nicht aus dem Deutschen stammendes Wort vorstellt. Die Anderen raten daraufhin, was der besagte Begriff bedeutet bzw. woher dieser stammt.

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Christiane Portele – Die letzte Schlacht um Schertva

Der Verteidigungsrat der Stadt hatte sich versammelt. Es war eine bescheidene Anzahl von Soldaten, die sich in mehr oder minder gutem Zustand eingefunden hatte. Der Major, ein betagter Kämpe, mit ungeschnittenen struppigen Haaren und einem wilden Bart, bekleidet mit einer mehrfach zusammengeflickten Hose in Tarnfarben und einem alten dunkelblauen Militärmantel, baute sich vor seiner kleinen Truppe auf und erhob seine müde Stimme: „Tapfere Kameraden! Ihr habt mutig und unter Einsatz eures Lebens stets die Stadt verteidigt! Ehre dem Vaterland!“

Ein Chor erschöpfter Stimmen antwortete ihm: „Ehre dem Vaterland!“

„Es ist uns gelungen, sie gegen alle Angriffe zu verteidigen! Die Lage, die sich uns jetzt bietet, ist jedoch prekär, um nicht zu sagen“, er zögerte kurz, bevor er energisch fortfuhr, „verzweifelt!“

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