16 Fragen an blumenleere

16 Fragen an Blumenleere

Wir sind aus der Winterpause zurück und möchten euch wieder jemand Neues auf den 16 Seiten vorstellen und wie immer erfolgt das anhand einer kleinen Selbstvorstellung und der 16 Fragen.

Viel Spaß beim Kennenlernen von blumenleere:

ein offenes autopoietisches system – &, in anlehnung an hakim bey: eine temporaere autonome zone …? –, bezeichnet den nicht naeher lokalisierbaren, durch die zeit wandernden, kreativen schaffens-spiel=raum der persona blumenleere, welche/-r/-s in interaktion mit dem/den/der anderen entsteht & keinerlei wert legt, auf eine geschlechts-/gender-/ethnische/alters- oder sonstige eindeutige, kulturell bedingt ausgelegte z.b. gruppenzugehoerigkeit

gibt die zeitschrift zur philosophie des schenkens heraus bzw. stellt die weichen dafuer (www.zurphilosophiedesschenkens.com); verfasst in erster linie experimentelle (die eignen grenzen, buerden & huerden immer wieder aufs neue auslotende) literatur & gedichte (beides zusammenfassend: poesie), malt (stil: kalligraphie des unbewussten) vornehmlich mit schwarzer tusche & feinem pinsel auf papier & initiiert gelegenlich aktionen (konzeptkunst?).

zahlreiche veroeffentlichungen in literaturzeitschriften & anthologien sowie eigenstaendige: 2021 eine (vergriffene) illustrierte endlosschleife im raubdruck verlag: verzetteln. 2022, ein gedicht-chapbook bei rodney’s underground press: infiltrating paradises. &, 2015, eine autor:inn:enausgabe der zeitschrift das dosierte leben

16 Fragen an blumenleere

  1. Wann stehen Sie morgens auf, wann gehen Sie abends schlafen?
    familieninduziert – mit minimalen aberrationen – erhebe ich mich – dem fragmentarischen grab des schlafs entfliehend … – meist zwischen sechs & sieben uhr, traue mich, sodann, ein paar minuetchen – ehe mein kind aufwacht – fuer kuenstlerische/literarische taetigkeiten zu nutzen, & abends, unter der woche, begebe ich mich spaetestens bis halb elf ins bett: ich brauche dringend zeit fuer meine (non-linearen) traeume …
  2. Wenn Sie eine Zeitung aufschlagen, lesen Sie zuerst den Sportteil oder das Feuilleton?
    weder noch!, da ich keine zeitungen aufschlage – & ich habe, zugegebenermaszen, aversionen gegen sportteile & gegen feuilletons, bei letzteren entsteht in mir leider zu haeufig der eindruck, die sie verfassenden profilierten sich, indem sie kulturelle ereignisse in einen ihnen genehmen kontext pressten, um sie im anschluss recht skrupelarm fuer ihre nicht notgedrungen lauteren zwecke auszubeuten – & manchmal ist schweigen & die dinge unkommentiert fuer sich sprechen lassen einfach die angenehmere variante.
  3. Wirklich anspruchsvollen Menschen ist Glück gleichgültig, vor allem das der anderen.“ (Bertrand Russel) Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
    behandle ich diese – behaupte im gegenzug ich – nicht annaehernd verifizierbare these wie eine wahrheit – & definiere ich zudem nicht exakt & kritisch, was die einzelnen semantischen saeulen derselben (anspruchsvoll; glueck; wirklich; gleichgueltig) meinen, ausgehend von einem mir, meinem beruflichen umfeld geschuldet, vertraut klingenden sprachgebrauch –, sage ich gerne, ohne mir besondere verrenkungen darueber aus den rippen zu leiern: dann bin ich wohl nicht (wirklich) anspruchsvoll! & kann hervorragend damit leben. spannender wird es, sobald ich mich intensiver mit gleichgueltig auseinandersetze & es zu gleich & gueltig aufspalte, abweichend von egal. doch verwirrt mich anspruchsvoll, ich kriege die bedeutung – eine auszerordentlich bedingte – nicht gaenzlich zu fassen; impliziert es etwa einen ueberaus hohen anspruch an sich selbst? zusaetzlich spekuliere ich, russells bild vom menschen (ein sich mit klinisch sezierender trennschaerfe arrangierendes subjekt-objekt-derivat?) unterscheide sich dermaszen von meinem (vage aehnlichkeiten mit jenem der systemtheorie aufweisenden), dass wir auf keinen plausibilitaet generierenden gemeinsamen nenner kommen koennen. 
  4. Welche Genüsse gönnen Sie sich im Alltag? Welche sind für Sie besonders?
    alle genuesse sind fuer mich besonders!; was ich mir nahezu taeglich goenne, ist, was ich unter gutem essen verstehe: das soll heiszen, ich koche & gebe mir dabei die allergroeszte muehe! &, lesen!
  5. Welches Buch/Album haben Sie zuletzt gelesen/gehört, wie hat es Ihnen gefallen?
    buch (hab mir endlich erlaubt/gestattet, es zu kaufen; erschienen in meinem mit betraechtlichem abstand lieblingsverlag, merve): tausend plateaus von gilles deleuze/félix guattari: es war einmal die (spitzfindig konservierte, ihre biss- & sprengkraft verloren habende?) revolte & revolution; o!, so wuensche ich mir romane – waehrend ich, was landlaufig(?) unter roman dargeboten wird, zurzeit & bereits seit einer geraumen weile nicht lesen kann & will –: aufregend, unterhaltsam, unvorhersehbar, euphorisierend, amuesant, erratisch, zum innehalten animierend etc. etc. etc.  ad infinitum./album: moor mother (goddess) – jazz codes: sie, moor mother (goddess), eineblaupause radikalster poetry, ein luzider ansporn, sich auf gar keinen fall je uns separierenden – in kasten einordnenden – normen anzupassen, nie je die ecken & kanten unter nivellierenden stroemungen in die versklavung hinein sozialisierender zwaenge & autoritaerer mitmarschdoktrinen einzubueszen; ihre lyrik schmerzt & heilt simultan. jazz codes, ein highlight, eine mit etlichen jazz-koryphaen zelebrierte, intuitive hommage an die wildnis einer widerspenstigen, lebendigen off-beat musik – &, ein unvergleichliches geschenk an all jene, die ungezaehmten jazz lieben.
  6. Wer oder was inspiriert Sie und weshalb?
    viele, viele, viele menschen, begebenheiten – wahrnehmungsfelder … –, entitaeten!; gut, ich skizziere exemplarisch einen ersterer: alejandro jodorowsky!: la montaña sagrada, eine offenbarung!, eine positive gehirnwaesche – in ihrem effekt einem immersiven, halluzinogenen trip nicht unaehnlich –!, die mir zaehe, antrainierte (-erzogene) schuppen von den augen riss; daraufhin erkundete ich, angefixt, seine sonstigen spuren & war baff & hin & weg – nicht zu vernachlaessigen, seine bunt aufbluehenden kollaborationen mit dem heisz von mir geliebten moebius –; ihm nehme ich seinen lebensweg – kongruenz & authentizitaet – vorbehaltlos ab, seine unermuedlichkeit, seinen einsatz, seine profunden einsichten, seine – ja, ich beschwoere sie! – weisheit; er ist ein pol, dessen beschaffenheit & attribute mir belegen – qualitaet ueber quantitaet –, die diffuse graue masse schlechter gewohnheiten & apathie – im kulturellen bereich eine unsaegliche, von toxischen pseudofruechten & widerhakenbewehrten dornen durchzogene, desolate wueste (peinigender, ungestillter durst laesst uns wasser am berauschendsten & heiligsten antizipieren & schlieszlich schmecken …) aus gleichfoermigkeit, kalkuel & elitarismus (= angewandter totalitarismus?) – ist der zu durchquerende sumpf aus kontrasten, welcher sublime solitaere vektoren & quellen umso brillanter hervorsprudeln laesst.
  7. Wie wichtig finden Sie Kontakte zu anderen Künstlern?
    eine glasklare aussage, die allerdings – & sie damit krass relativierend – ausschlieszlich auf mich gemuenzt – die anvisierten beziehungen umfassender abzuschaetzen, finde & faende ich schrecklich anmaszend, wenngleich ich gen ende meiner antwort, aus mir essenziellen gruenden, fuer die ich frech & forsch ueber meinen schatten springe …, dennoch in eine derartige richtung weise –: schoen, aber nicht wichtig! (zur ausgiebigen erlaeuterung: habe weit ueber ein jahrzehnt ein totales, wenn ueberhaupt, randdasein gefuehrt, bezueglich kunst- & literaturszenen – meine erguesse anzubieten & (letztlich frei = unentgeltlich) zur verfuegung zu stellen, bildet fuer mich einen vornehmlich einseitigen akt einer fuer ihre einstige produktion nur noch indirekt, via altlasten/vererbung verantwortlichen persona –, insofern – die zersplitterung beruecksichtigend – uebergreifend von solchen berichtet werden darf. auch meine jetzigen kontakte sind im prinzip hoechstens marginal & gleichermaszen kaum erwaehnenswert, da ich niemanden davon je persoenlich getroffen habe; ich sehe zwar ein unglaubliches potenzial der gegenseitigen befruchtung – ein wunsch nach kooperationen auf augenhoehe waechst & gedeiht in mir durchaus –, falls jemand offen schoepferisch taetig ist; ich, fuer meinen teil, benoetige ein enormes masz an ruhe – das bedeutet: keine mir dreinredenden & fuer mich, der hoeflichkeit halber, aufgrund ihres lebewesenstatus ernstzunehmenden zusammenballungen zu deftig von meinen divergierender methoden – & fuehle mich – auf konkrete, fuer mich derzeit realistisch erreichbare entwicklungen & zusammenschluesse (gruppierungen, zirkel, kollektive, mobs & meuten) bezogen – schier nirgends ausreichend zugehoerig –, komplementaer – respektive daraus folgt logisch –, ich habe bislang veranstaltungen jeglicher art (lesungen, ausstellungen etc.) tunlichst gemieden –, erarbeite mir meine zugaenge aus tiefster ueberzeugung autodidaktisch, in meinem tempo, mit den mir brauchbar & nuetzlich anmutenden inhalten gefuellt usw. usf.; dabei – sprich, den kompromisslosen prozess tangierend – stoeren andre eher. &, der faktor erfolg – anerkennung – auszerhalb ist fuer mich ziemlich irrelevant. mein erfolg besteht darin, dass ich mich verwirkliche & weiterenwickle. sicherlich, ich vermute, vernetzung wirke image- & einflussfoerdernd; daran missfaellt mir, eine tendenzielle, schrittweise losloesung – abkehr & unabhaengigkeit – vom werk, es irgendwann zum netten, stimmigkeit simulierenden accessoire degradierend. fuer mich steht das werk per se im vordergrund, ich bin maximal ein beliebiges instrument – bar jedweder ausrichtung & sich exponierender initiative, ruhm & reichtum zu akkumulieren – zu seiner erzeugung. ruecken instrumente ueberproportional in den fokus, korrumpieren sie m.e. das werk – ausnahme, par exemplum: kunstfiguren, denn, sie sind das werk! – & geben vor, es waere unverzichtbar abhaengig just von ihnen (zum abgleich, die kapitalistische schein=welt der mode: wir schmuecken uns mit dem ruf einer marke & der gegenstand unserer begierde wird letztendlich muesziges beiwerk, erschoepfend ausgelutschtes medium, simpler uebertraeger eines virulenten codes der betreffenden/betroffen agierenden firma) – & das widerspricht meiner zu einer oestlichen weltanschauung signifikante parallelen demonstrierenden eigenen sowie meinem ethos. gerade deshalb – oberflaechlich beruehrt langt sich das eventuell paradox an –, manoevriere ich mich – eigentlich nichtsdestotrotz wiederum primaer mein schaffen – momentan ein wenig ins licht der oeffentlichkeit(?) & tue dinge, die ich sonst nicht tun wuerde – darunter, mich von mir aus bei einer onlinezeitschrift melden, fuer ein interwiew … –, speziell mit zur philosophie des schenkens, um einen alternativen entwurf aufzuzeigen, der weniger den profit, das knallharte, einen unablaessigen, mit partiell ausgesprochen hinterhaeltigen praktiken durchexerzierten konkurrenzkampf beinhaltende gewinnstreben der einzelnen bestaerkt & demgegenueber – mithilfe eines importierens externer ressourcen: eine erweiterung des spielraums & des uns zur verfuegung stehenden terrains – geben – kontra gieriges & destruktives, egozentriertes verlangen (die graessliche unersaettlichkeit ihre sie quaelenden makel ueber blinden konsum zu ersticken suchender) – & einander wertschaetzend unterstuetzen idealisiert.)
  8. Wie würden Sie Ihren typischen künstlerischen Schaffensprozess beschreiben?
    hier koennte ich rigoros differenzieren, zwischen malen – entschleunigend, meditativ: ein entspanntes, erleichterndes aufatmen – & schreiben einschlieszlich konzeptueller kunst: durch reibungen mit fuer mich interessanten ansaetzen, ideen, erfahrungen schaelen sich mir impulse heraus, die ich, gesetzt den fall, die situation gibt dergleichen her, sofort – zumindest schnellstmoeglich – formuliere, ansonsten sammle ich sie, selten in form von notizen, ueberwiegend per gedaechtnis & daraus resultierend einer kontinuierlichen umwaelzung & beleckung durch meine inneren wellen ausgesetzt. chronische metamorphosen …
  9. Wie viel Zeit wenden Sie täglich für Ihre Kunst auf?
    implizit unentwegt, tag & nacht …; explizit, ergo mich metaphorisch hin- & das mich bewegende um- bzw. uebersetzend, beteuern wir mal, recht diffus: ein paar stunden.
  10. Wie gehen Sie mit Schaffenskrisen um?
    das mag sich sonderbar anhoeren, doch, die kenne ich nicht unbedingt; ich arbeite nebeneinander stets an diversen kleineren & umfangreicheren projekten, fehlt mir fuer das eine inspiration & energie, konzentriere ich mich – & irritationen haben eh vorrang – auf ein anderes.
  11. Verfolgen Sie klare Ziele in Ihrer Kunst?
    (selbst)erkenntnis – philosophie kuesst poiesis, poetik & poesie –, annaeherungen ans nichts &, analog, an ein uneingeschraenkt praesent sein samt einer transformation des imaginaeren in real erscheinendes – = aesthetische werte? –: spielereien. im uebrigen: das konzept des schenkens – das prinzip eines modifiziert weiterflieszen lassens – & verfuegbar machens jener aspekte & elemente, die (u.a. mich) begeistern: unverbindliche angebote, die andere, sofern sie darauf zugreifen wollten, hoffentlich auf irgendeine ihnen wohltuende art & weise affizieren & bereichern moegen.
  12. Beschäftigen Sie sich mit Ihrem eigenen Tod?
    freilich!; ich sterbe, ununterbrochen, & werde ununterbrochen geboren …
  13. Woran glauben Sie und warum (nicht)?
    ich glaube, alles sei eine sache des glaubens & nie – à la vollkommene gewissheit – des wissens; ob etwas existiert, vorhanden & der fall (in memoriam wittgenstein …) waere etc.
    warum? (ein rest von) zweifel erschuettere die basis der arroganz, erde, laeutere/reinige & protegiere & propagiere fundamentale demut & bescheidenheit. (tipp am rande: edmond jabes!)
  14. Wann haben Sie sich das letzte Mal geschämt und warum?
    dass ich mich schaeme kommt des oefteren, jawohl, geradezu regelmaeszig vor …, hauptsaechlich, wenn ich zu impulsiv & zu vorschnell reagiere, handle & urteile: ich moechte den pfad beschreiten, quasi nichts mehr zu erwarten & das misslingt mir, fast staendig!
  15. Wie wichtig sind Ihnen Manieren im Alltag?
    verschiedene kulturen (& lebenswelten) emanieren verschiedenere sitten & gebraeuche, die sich in verschiedensten manieren – die spitzen der eisberge ihrer konventionen? – widerspiegeln; mir ist im alltag wichtig, eine ruecksichtnahme, ein gelassenes abwarten & abfragen (-rufen) der regeln der mir begegnenden – zuhoeren & zwischen den zeilen dechiffrieren –, in der absicht, sie wertschaetzend zu beruecksichtigen – zielsetzung: akzeptanz – & keine versuche zu unternehmen – macht & verantwortung/masse & macht –, sie zu dominieren oder zu unterdruecken.
  16. Welche Ihre Eigenschaften sind Ihnen am wichtigsten?
    kreativitaet – flexibilitaet & improvisation –, eine nicht zu verachtende, schatzartig be- & gehuetete naivitaet & zugleich, zu wagen, ohne mir sorgen ueber sogenanntes scheitern zusammenzuspinnen, stattdessen, ein kategorisches gelingen zu postulieren & stur ergebnisfixierte herangehensweisen peu à peu zu verbannen, aus meinem fiktiven wirk- & erlebniskreis.

zum ausklang danke ich 16 seiten von herzen, fuer den wundervollen reflexionsanlass & die formidable praesentationsmoeglichkeit: sechzehn x sechzehn x dank!

Vielen Dank für die Beantwortung der 16 Fragen, blumenleere!

Lyrik, Prosa und mehr von blumenleere findet ihr hier: Homepage.

Hier gelangt ihr zum Archiv der 16 Fragen mit allen bisher veröffentlichten Ausgaben.

Ein Gedanke zu „16 Fragen an blumenleere

  1. Tom Stephan

    Ein toller Beitrag, welcher sehr zum Denken anregt. – Ich bin zufällig auf diesen Beitrag gestoßen – und finde es schön nun zu wissen, wer sich hinter dem Namen blumenleere verbirgt! An dieser Stelle die besten Grüße aus Bielefeld! Ich habe dieses Jahr nämlich an Deinem Projekt “Zur Philosophie des Schenkens” teilgenommen und habe meine zwei Exemplare hier im Bücherregal stehen – Eines davon werde ich noch verschenken. Auch wenn mein Beitrag es nicht in das Heft geschafft hat war es eine schöne Erfahrung daran teilzunehmen. Ich kann dieses Projekt nur wärmstens empfehlen und freue mich hier ein (nun) bekanntes Gesicht angetroffen zu haben!

    Tom Stephan

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