Archiv der Kategorie: Prosa

16 Fragen an Jochen Pogrzeba

Wir freuen uns, euch erneut jemand Neues auf den 16 Seiten vorstellen und wie immer erfolgt das anhand einer kleinen Selbstvorstellung und der 16 Fragen.

Viel Spaß beim Kennenlernen von Jochen Pogrzeba:

Mein Name ist Jochen Pogrzeba, Jahrgang 1967, wohnhaft in Freiburg im Breisgau. Studium in Freiburg, danach berufliche Stationen in fast jeder Ecke der Republik. Seit ein paar Jahren wieder zurück am Ausgangspunkt.

Wenn ich nicht schreibe, bin ich Lehrer für Informatik und Mathematik. Das Schreiben ist für mich seit gut fünfzehn Jahren ein schönes Hobby, wobei es mich dabei meist auf die schattigen Seiten des Lebens zieht, bevölkert von seltsamen Figuren und skurrilen Begebenheiten.


Veröffentlichung zweier Romane:
Stadt der Krähen, Mystery-Thriller, 2017
Fieker und der Teufelskreis, Krimi, 2019

Sowie diverse Kurzgeschichten in Anthologien.
www.jochen-pogrzeba.de

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    Felix Anker – Mann über Bord, Karl!

    Die Symptome waren eindeutig. Im Baum schrien die Vögel, vor dem Fenster bienten die Bienen und die Sonne stürzte sich auf meine Zehen wie ein hungriger Schwan. Ich war zwar kein Doktor, aber meine Diagnose war klar: es musste Morgen sein. Ich beschloss, das naturalistische Potpourri zu ignorieren und wendete mich wieder meinem erholsamen Samstagmorgenschlaf zu.

    Lange konnte ich die wohlverdiente Schlummerei nicht genießen, denn gerade als ich tief in einen vielschichtigen Traum fiel, spürte ich einen steinigen Schmerz an meinem Fuß, gefolgt von einem zweiten am Kopf. Wer immer hier mit Kieselsteinen warf, war darin wohlgeübt. Ich war allerdings kein Mensch, der Gefallen an Gewalt fand und so warf ich statt Steinen einen wohlüberlegten Satz zurück zum Absender.
    „Was hat dieses Brimborium zu bedeuten?“ Dieses delikate Wort hatte ich vor nicht allzu langer Zeit in meinen Wortschatz aufgenommen und war mir sicher, dass ich es dieses Mal korrekt verwendet hatte.
    „Karl“, rief eine Stimme durchs Fenster. Ich spielte den Ball zurück.
    „Wilhelm!“
    „Willi“, korrigierte er mich, da sein Vater und sein Großvater ebenfalls Wilhelm hießen und es hier zu keiner Verwechslung kommen sollte.
    „Willi“, rief ich korrekt zurück.
    „Karl“, rief Willi wieder. So kamen wir nicht weiter. Ich kämpfte mich aus der behütenden Bettdecke und hängte meine Birne aus dem Fenster.

    Draußen waren die Umstände wie ich sie mir ausgemalt und in den letzten Wochen schon gesehen hatte. Bienen, Vögel, sogar Blumen und alles, was einen an einem Sommermorgen überhaupt nicht überraschte. Bis auf eine Sache: Willi, der da gut bebrillt in meinem Garten stand und anscheinend einen Baum mitgebracht hatte, der ihn um einen Kopf überragte.

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    16 Fragen an Felix Anker

    Wir freuen uns, euch erneut jemand Neues auf den 16 Seiten vorstellen und wie immer erfolgt das anhand einer kleinen Selbstvorstellung und der 16 Fragen.

    Viel Spaß beim Kennenlernen von Felix Anker:

    16 Fragen an Felix Anker

    Geboren irgendwo im Süden, wohnt jetzt irgendwo im Osten und forscht als Sprachwissenschaftler zum Kaukasus. Er schreibt neben wissenschaftlichen Texten auch gerne Dinge, die nur bedingt wahr sind. Humor, Science-Fiction und Absurdes in verschiedenen deutsch- und englischsprachigen Literaturmagazinen.

    Außerdem Gründer und Mitherausgeber des humoristischen Literaturmagazins „Der Schuhschnabel“ und Herausgeber des e-Zines „Rehkitzler“.

    Veröffentlichungen (Auswahl):

    Großteil der Texte kann hier gefunden werden: www.linktr.ee/felixanker

    • Augen auf, Herr B.!, In Literaturmagazin UND.
    • THEREISNOSPACEBARONTHEOUIJABOARD, In Literaturmagazin Suddenly, and Without Warning (englisch).
    • My grandmother was boaring (and she still is), In Literaturmagazin Don’t Submit! (englisch).
    • Aus dem Leben der Herrn K. und seines Katers Fritz, In Literaturmagazin Veilchen.
    • The forester, In Literaturmagazin A Thin Slice of Anxiety (englisch).
    • Milk, In Literaturmagazin State of Matter (englisch).
    • Memories of Earth, In Magazin Podyssey.
    • Der fantastisch-verworrene Vormittag des strukturierten Herrn Schnuse, In Literaturzeitschrift Johnny.
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    Christiane Portele – Malaika

    Manche Tage sind wie wilde Strudel. Ich spüre den Sog, der mich in einen schwarzen Schlund hinabzieht. Ich versuche, dagegen anzukämpfen, doch ich bin wie gelähmt. Meine Glieder verweigern mir den Dienst. Ich weiß, wenn es mir nicht gelingt, dem Sog zu entkommen, dann ist es aus mit mir. Dann werde ich verschluckt. Verschluckt von meiner Trauer.

    Noch habe ich nicht aufgegeben. Doch ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte. Der Schmerz presst mir die Luft aus den Lungen, raubt mir den Atem.

    Ich bin so unendlich müde. Ich sehne mich so sehr nach Schlaf. Doch jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich Malaika vor mir, mein Engelchen, meine kleine Elfe, die mich mit ihren großen Rehaugen anschaut. So viel Sehnsucht nach Leben im Blick. So viel Vertrauen zu mir, ihrer Mama. Und ich kann nichts tun, als ihre Hand zu halten und sie zu begleiten.

    Ich saß bei ihr, bis sie ihren letzten Atemzug tat. Und noch viel länger. Ich wollte ihre Hand nicht loslassen. Es fühlte sich so an, wie wenn mir mit ihrer Hand auch mein Herz entrissen würde

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    Juri Ricken – Von der Kunst

    In dem Café, in dem Eduard saß und schrieb, war nicht viel los. Eine alte Dame die Tee trank und aus dem Fenster schaute. Eine Kellnerin und ein Kellner. Ein Handwerker der an der Heizung des Café’s zu Gange war. Eduard saß in einer Ecke des Ladens. Wenn er von seinem Bildschirm aufsah, konnte er alle Anwesenden beobachten. Die beiden Bedienenden hinter der Theke, die mit einander redeten und kicherten. Immer nur so laut, dass sie keinen Besucher stören würden. Paul Desmonds Saxophon gab den Pegel an welchen er, beim erzählen seiner kleinen Witzchen, nicht überschreiten konnte. Nur ihr quiekendes kichern übertönte zuweilen das Cool-Jazz Quartett aus der Dose. Die alte Dame, die vertreten aus dem Fenster schaute, saß gerade auf ihrem Stuhl. Auf ihrem Schoß war eine Handtasche, die sie mit ihren dünnen Ärmchen umschlungen hielt. Ihr Tee dampfte unbeachtet vor sich hin, sodass Eduard befürchtete sie habe ihn vergessen. Und dann war da noch der Handwerker an der Heizung.

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